Interview Podcast

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Podcast Interview

Diese Woche wurde ich vom Team „HALBE STUNDE ARBEIT“ www.halbestundearbeit.com (externer Link) zum Beruf Webdesigner interviewt. Das Team aus Dresden stellt in ihrem Podcast auf Spotify verschiedene Berufe vor.

Podcast Halbe Stunde Arbeit Folge 7 (externer Link)

Gern habe ich dieses Projekt unterstützt und da ich denke, dass der Beruf Webdesigner einige Jugendliche interessiert, habe ich die Fragen nochmals überarbeitet und erweitert. Hier der Text und die Audiodaten zum Nachlesen und -hören:

Interview Webdesigner

Vorstellung

Mein Name ist Lars Hoffmann und ich arbeite seit ca. 25 Jahre im Bereich Webdesign. Das heißt, ich habe meine erste Webseite 1997 erstellt. Im Jahr 2000 habe ich in Chemnitz das Ingenieurbüro Hoffmann gegründet, welches Kunden in Hard- und Software, Social Media, Online-Werbung und eben auch Webdesign betreut und berät. Heute möchte ich euch den Beruf des Webdesigners etwas näher vorstellen.

Interview

Wie bist du zu deinem Beruf gekommen?

Da muss ich zu Beginn gleich sagen, dass ich meinen Beruf – speziell Webdesigner – nicht in einer Berufsausbildung oder in einem Studium erlernt habe. Aber damals gab es eine solche Ausbildung auch nicht, allerdings habe mich auch schon als Teenager für die Programmierung interessiert.

Während meines Studiums an der TU Chemnitz hatte ich schon sehr zeitig Zugang zum Internet, da mein Internatszimmer einen Internetanschluss hatte. Das war Mitte der 90er schon Luxus und sehr fortschrittlich. An private oder sogar mobile Internetanschlüsse war damals noch nicht zu denken.

Im Studium musste ich auch programmieren und aus reinem Interesse habe ich mich auch mit der Programmierung von Webseiten beschäftigt. Damals musste man Webseiten wirklich noch von Hand programmieren. Heutzutage gibt es hierfür Helfer, wie CMS oder Homepagebaukästen, aber für eine gute Webseite muss man trotzdem noch die Grundlagen der Webprogrammierung beherrschen. Dazu kann ich später noch etwas mehr erzählen.

Zu dieser Zeit habe ich mich auch sehr für Musik interessiert und festgestellt, dass viele Bands noch keine eigene Webseite hatten. Ich habe dann die Bands angeschrieben, meist auch eine positive Antwort erhalten und so habe ich meine ersten Webseiten für Bands programmiert. Anfangs war es noch reines Hobby ohne damit Geld zu verdienen. Der Lohn war meistens Merchandise Artikel der Bands oder Backstagepässe oder auch mal eine Fahrt im Tourbus. Später aber erhielt ich auch kommerzielle Aufträge für Webseiten oder Online-Shops und so gründete ich im Jahr 2000 das Ingenieurbüro Hoffmann was unter anderem auch im Bereich Webdesign tätig ist.

 

Was macht ein Webdesigner aus?

  1. Er sollte ein gutes Händchen für Design, Farben und Layout haben. Kreativität und etwas künstlerisches Geschick sollte auch nicht fehlen.
  2. Ein guter Umgang mit Grafikprogrammen muss gegeben sein, da Grafiken und Bilder vor dem Einfügen auf der Webseite bearbeitet und optimiert werden müssen.
  3. Auch wenn es – wie ich schon erwähnte – Helfer gibt, sollte er die nötigen Programmiersprachen sehr gut beherrschen, da für eine gute und optimierte Webseite immer ein manueller Eingriff nötig ist.
  4. Da die Webseiten auf einem Server abgelegt werden, muss er sich auch mit dieser Technologie auskennen. Jede Webseite stellt unterschiedliche Anforderungen an einen Server. Wenn diese Anforderungen nicht erfüllt sind, bringt die beste Webseite nichts.
  5. Die deutsche Rechtschreibung und Grammatik sollte man auch beherrschen. Meist werden zwar die Texte vom Kunden vorgegeben, aber kleinere Textauszüge muss man auch mal selber schreiben können. Kenntnisse in englischer Sprache sind auch von Vorteil, da Kunden auch gern Ihre Webseite zusätzlich in englisch haben möchten. Außerdem sind alle Begriffe aus der Webprogrammierung aus dem Englischen abgeleitet.
  6. Wichtig ist auch, dass er sich mit den rechtlichen Bedingungen (z.B. Datenschutz) auseinandersetzt. Heutzutage sind die rechtlichen Vorgaben sehr komplex und umfassend. Besser ist, wenn er einen darauf spezialisierten Rechtsanwalt zu Rate zieht.

Diese 6 Punkte sollte man unbedingt als guter Webdesigner beherrschen und berücksichtigen.

Eine Webseite nur mit einem Baukastensystem ohne diese Kenntnisse zu erstellen, ist nicht ratsam. Resultate sind dann meist: Fehler auf der Webseite, schlechtes Auffinden in Suchmaschinen oder auch Abmahnungen.

Beliebt sind auch die Online-Baukästen – dies ist aber sehr gefährlich, da in der schnelllebigen Online-Branche die Anbieter solcher Baukästen pleitegehen können und dann steht man von heute auf morgen ohne Webseite da. Außerdem ist bei diesen Online-Baukästen die Optimierung der Webseite sehr eingeschränkt. Zumindest für kommerzielle Webseiten ist eine eigene Domain und ein eigener Server bzw. Webpaket unumgänglich.

Dann interessiert euch sicherlich noch, was ein Webdesigner verdient? Das kann ich aber schlecht beantworten, da ich kein angestellter Webdesigner mit einem festen Monatslohn bin. Als Freiberufler oder Selbstständiger ist es immer von den Aufträgen abhängig. Je mehr Aufträge, desto großer der Verdienst. Das kann von 0 Euro, wenn meine keine Aufträge hat, bis zu mehreren Tausend Euro gehen.

Ich muss aber auch sagen, dass es als reiner selbständiger Webdesigner schwer wird, da es meist Einzelaufträge sind und jeden Monat genug Aufträge zu erhalten wird nicht leicht. Besser ist dem Kunden auch weitere Dienstleitungen anzubieten – z.B. Pflege der Webseite oder der Social Media Accounts.

 

Hast du auf deinem Weg etwas Ungewöhnliches erlebt?

Im Internet erlebt man jeden Tag Ungewöhnliches…

Nagut, ganz gewöhnlich war es z.B. nicht, dass ich einen Kunden aus Griechenland hatte. Ich sollte eine Webseite mit Buchungsmöglichkeit für seine Ferienhäuser erstellen. Die Seiten sollten in englisch und auch in deutsch sein, aber wie er ausgerechnet als Grieche auf mich gekommen ist, dass weiß ich bis heute nicht.

Oder auch mal recht prominente Kunden, wie Peter Maffay – wo ich ein Online-Tourtagebuch für seine Tabaluga-Tour programmiert habe und danach noch weitere Kleinigkeiten. Er selbst ist zwar nicht mit mir in Kontakt getreten – das war ein Mitarbeiter aus seinem riesigen Team –, aber das war schon was Besonderes.

Ungewöhnlich nicht – eher peinlich – war auch ein stundenlanger Zusammenbruch eines Servers einer bekannten Rockband. Wir hatten auf der Webseite einen Countdown für eine Veröffentlichung platziert und nach Ablauf des Counters ging nichts mehr, da durch tausenden gleichzeitige Besucher die Webseite blockiert wurde. Das kam natürlich nicht ganz so gut bei den Fans an, da sie sehr gespannt auf die News waren.

Aber man hat wenigstens daraus gelernt, dass man keinen Countdown auf einer Webseite verwendet, wenn man nicht die entsprechende Serverkapazität hat.

 

Wie sieht dein Alltag aus?

Die meisten Aufträge und Anfragen erhalte ich per E-Mail. Deshalb ist die erste Aufgabe am Tag, E-Mails abzurufen und diese nach Priorität abzuarbeiten bzw. die Termine und Aufgaben in meinen Terminkalender einzutragen. Dieser ist ein wichtiger Bestandteil, da ich dort auch viele wiederkehrende Arbeiten z.B. Wartungen von Webseiten eingetragen habe und diese termingerecht abgearbeitet werden müssen.

Täglich bin ich auch auf Social Media Plattformen unterwegs um Posts für meine Kunden und deren Webseiten zu erstellen oder Werbung zu schalten. Das ist zwar nicht eine direkte Aufgabe eines Webdesigners, aber ein gutes Mittel, um eine Webseite bekannt zu machen. Um einen Kunden auch nach der Erstellung der Webseite betreuen zu können, sind Kenntnisse im Social Media Bereich von großem Vorteil.  

Wenn die Tagesarbeit erledigt ist, lese und recherchiere ich sehr viel, da die Internet-Technologie sich rasant verändert und man in dem Beruf immer auf dem Laufenden bleiben muss. Was man vor 2-3 Jahren gelernt hat, kann jetzt schon wieder veraltet sein. Teilweise besuche ich auch Kunden, aber die meiste Zeit verbringt man im Büro. Das muss man mögen… …ich tue das.

 

Was war dein spannendstes Projekt?

Mein spannendstes Projekt war… eine Programmierarbeit für eine Kunden. Dort sollte ein webbasierendes Auswertungs-Tool für eine Kundenumfrage programmiert werden. Es musste eine Eingabemaske für die Kunden zur Eingabe der Bewertung und natürlich dann auch das Tool zur Auswertung dieser Bewertungen erstellt werden. Das Spannende daran war, dass es keinerlei Vorlagen gab und alles von Grund auf neu erstellt werden musste. Durch sehr viele Eingabewerte und unterschiedliche Berechnungen war es nicht ganz so einfach. Es ist aber gelungen und der Kunde nutzt dieses Tool jetzt schon über ein Jahr zur Verbesserung seiner Dienstleitung.

Auch das Finanzielle des Projektes war spannend, da man bei komplett neuen Projekten schlecht den Arbeitsumfang abschätzen und man sich so schnell verkalkulieren kann. Der Kunde möchte aber gern vor Beginn des Projektes ein Preisangebot haben. Mittlerweile kann ich bei den meisten Projekten die Arbeit abschätzen, aber bei diesem Projekt war es schwer.

Spannend ist es aber auch jedes Mal, wenn man einem Kunden den ersten Entwurf einer Webseite zusendet. Wie reagiert er? Begeisternd oder doch enttäuscht?

Hast du eine Art von Arbeit die dir am besten gefällt?

Grundsätzlich gefällt mir meine ganze Arbeit. Ich finde es wichtig – auch wenn es Höhen und Tiefen gibt -, dass der ausgeübte Beruf Spaß macht. Wenn man beim Beruf nur auf das Geld schaut, dann wird man definitiv nicht glücklich und kann die Arbeit nicht über Jahre ausüben.

Am liebsten mache ich aber reine Programmierarbeiten, da man hier seinen Kopf besonders anstrengen muss und es immer wieder faszinierend ist, was aus paar Zahlen und Buchstaben entstehen kann.

Gern optimiere ich auch Webseiten – bis jedes Pixel stimmt. Als Versuchsobjekt nehme ich immer meine eigene Webseite, um dort Technologien und Erkenntnisse auszuprobieren.

Nicht ganz so beliebt bei mir ist die Bearbeitung von Bildern z.B. Produktbilder für Online-Shops. Da ich schon mehrere 10000 Bilder bearbeitet habe und das im Schlaf beherrsche, ist das nicht mehr ganz so fordernd.

 

Arbeitest du viel mit deinen Kunden zusammen oder geben dir diese nur die Aufträge?

Ein großer Teil meiner Arbeit ist die Beratung des Kunden. Selten läuft es so ab, dass der Kunden den Auftrag vergibt, man diesen abarbeitet, dem Kunden präsentiert und alles ist erledigt. Gerade im Bereich Webdesign sind viele Rücksprachen mit den Kunden nötig. Zum Glück gibt es in der heutigen Zeit Technologien, wo man Meetings online erledigen kann und nicht immer zum Kunden fahren oder dieser in’s Büro kommen muss. Das ist eine erhebliche Zeitersparnis.

Ich betreue aber auch die Computertechnik oder Software von einigen Kunden. Dort muss man natürlich zum Kunden fahren und die Beratung oder Reparaturen vor Ort ausführen.

 

Schlußworte

Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass ich euer Projekt mit der Vorstellung verschiedenster Berufe sehr toll finde und ich hoffe, dass ihr noch viele weiter interessante Berufe findet und hier vorstellt.